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Chefarztwechsel am St. Marien- Krankenhaus

Quelle: Echo vom Dienstag, 07.04.2020 (Lampertheim: „Rehabilitation geht vor Pflege“)

Im St.-Marien-Krankenhaus in Lampertheim hat sich personell in den vergangenen Monaten einiges getan: Csaba Franz Reich, vorher Oberarzt in der geriatrischen Abteilung des Ludwigshafener Krankenhauses „Zum Guten Hirten“, ist seit Jahresbeginn neuer Chefarzt der Geriatrie. Er übernahm den Posten von Jürgen Heins, der nun eine geriatrische Abteilung am Klinikum in Ludwigshafen aufbaut. Die langjährige Pflegedienstleiterin Marion Ebsen ist nach über 40 Jahren in den Ruhestand verabschiedet worden, ihre Nachfolge übernahm ihre vorherige Stellvertreterin Mechthild Bader.

Beide traten mit vielen frischen Ideen ihre Arbeit an: Die Geriatrie in Lampertheim, so Reich, sollte grundsätzlich modernisiert und ausgebaut werden, während sich bei der Pflegedienstleitung alles um die Gewinnung neuer, dringend benötigter Pflegefachkrä􀀁e drehte.

Geriatrische Tagesklinik ist geschlossen

Doch die Coronakrise hat diese Pläne fürs Erste unterbrochen: Die geriatrische Tagesklinik bleibt geschlossen, das Krankenhaus wurde in der Erwartung auf Covid-19-Patienten umstrukturiert: „Wir hatten bereits die ersten Fälle, bei denen eine Beatmung notwendig wurde. Die Situation ist eine große Belastung für alle Mitarbeiter, aber für ein Haus dieser Größenordnung sind wir außerordentlich gut aufgestellt“, sagt Reich.

Lob für Solidarität

Die Lampertheimer Bevölkerung, loben Bader und Reich, zeige sich in der Corona-Krise enorm solidarisch mit „ihrem“ Krankenhaus: „Unternehmen, Geschä􀀁e und Privatpersonen spenden zahlreiche Dinge. Eine Lampertheimer Bäckerei hat uns mit Brötchen beliefert, viele Menschen spenden Desinfektionsmittel“, sagt Bader. Auch die neuen Regelungen – etwa das Besuchsverbot zum Schutz der geriatrischen Patienten – seien mit viel Verständnis aufgenommen worden. (rori)

Die Umstrukturierung seiner eigenen Abteilung aber sei vorerst auf Eis gelegt worden: „Wir hoffen jetzt, dass der momentan lineare Zuwachs an Covid-19-Patienten nicht exponentiell wird und wir Zustände wie in Italien oder Spanien hier nicht erleben müssen“. Auch die neue Pflegedienstleiterin stellt die aktuelle Situation vor große Herausforderungen: Gerade erst waren Stellen ausgeschrieben worden, zudem wurden gut ausgebildete Pflegekräfte in Albanien angeworben, die nun nach Deutschland kommen sollten – doch die Grenzschließungen verhindern ihre Einreise. „In der Krise muss man kreativ werden“, kommentiert Bader die Situation: So lernen Bewerber nun mit Videos die einzelnen Abteilungen kennen. Auch die Bewerbungsgespräche laufen derzeit digital ab, genau wie Fortbildungen für eigene Pflegefachkräfte – und auch zu den zukünftigen Pflegern aus Albanien halte man selbstverständlich den Kontakt.

Denn auch wenn derzeit die Coronakrise den Alltag bestimmt, will man am Marien-Krankenhaus auch für die Zeit danach gut aufgestellt sein und plant schon die nächsten Schritte. „Wir wollen die Tagesklinik dann deutlich ausbauen, von jetzt 12 auf etwa 20 bis 24 Betten“, erläutert Reich. Schließlich sei der Bedarf an geriatrischen Behandlungsplätzen schon allein aufgrund der demografischen Strukturen stark ansteigend. Auch effektiver soll die geriatrische Abteilung in Zukunft werden: Die Verweildauer der Patienten solle gesenkt, die akutmedizinische Versorgung ausgebaut werden.

Doch das wichtigste, betont Reich, sei es, den rehabilitativen Aspekt der Geriatrie in Lampertheim zu stärken. „Mein Motto ist: Reha vor Pflege“, so der Chefarzt. Das hessische Gesundheitssystem, kritisiert er, sei zurzeit noch viel zu starr auf die Behandlung einzelner Krankheitsbilder ausgerichtet, mit denen die Patienten eingeliefert werden. Dabei gehe es in der Geriatrie eigentlich um eine ganzheitliche Sicht auf den Patienten und eine Hilfe zur Selbsthilfe, um die Pflegebedürftigkeit zu verringern. „Und das ist meiner Meinung nach ein Menschenrecht, auch in Hessen“, so Reich.

Zusammen mit Nicolai Härtel von der Abteilung für innere Medizin plant Reich zudem eine Ausweitung der palliativmedizinischen Versorgung in Lampertheim: Derzeit könnten hier vier Patienten versorgt werden, „für eine intensivere Behandlung wäre aber eine eigene Station sinnvoll“, so Reich.