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Nähe verbindet.

Room of Error – Aktion zum Welttag der Patientensicherheit

Zwölf Minuten im Horrorzimmer

von Susanna Wassmuth-Gumbel

Lampertheim. Die Pfütze neben dem Krankenbett fällt allen sofort auf, ebenso der Ventilator in der Ecke. Über das Namensetikett, das auf dem Fußboden klebt, sind sie achtlos drüber gelaufen, als sie das Patientenzimmer betreten und mit der Fehlersuche begonnen haben. Zwölf Minuten und 30 Sekunden hat das Team aus sechs Mitarbeitern des Lampertheimer St. Marienkrankenhauses Zeit, die im Raum versteckten Fehler zu finden. Es ist der Room of Error / Room of Horror, übersetzt das Zimmer der Fehler und des Schreckens, in dem sie sich befinden.

Eingerichtet hat diesen Raum Susanne Grünes, Patientensicherheitsbeauftragte und für das Klinische Qualitäts- und Risikomanagement zuständig, anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September. Sie schildert dem Team die Szenerie: Im Bett liegt Patientin Kim Santamaria, gespielt von einer Mitarbeiterin aus der Buchhaltung. Sie wurde mit dem Verdacht auf eine Darmblutung aufgenommen. Aufgrund einer früheren Lungenembolie nimmt sie regelmäßig blutverdünnende Medikamente. Außerdem hat sie infolge eines Diabetes eine Niereninsuffizienz, und sie ist Allergikerin. „Eine typische Patientin für unser Haus“, sagt Grünes und erklärt den Teilnehmern die Regeln. In der Krankenzimmersituation hat Grünes über 40 Fehler eingebaut – von der erwähnten Pfütze über die nicht gestattete Topfpflanze auf der Fensterbank bis hin zum falsch dosierten Medikament. Sie gilt es zu entdecken.

Aus allen Arbeitsbereichen der Klinik kommen Mitarbeiter in gemischten Teams zusammen. Je nach Gruppengröße haben Sie eine bestimmte Zeit zur Verfügung, um möglichst viel zu entdecken, das so im Krankenhausalltag nicht sein darf. Ob Reinigungs- oder Bürokraft, Krankenschwester, Physio- oder Ergotherapeut, Arzt oder Chefarzt – alle machen mit, jeder mit dem geübten Blick auf seinen Bereich und dem kritischen Blick auf die Aufgaben der anderen. „Ist das richtig, dass das Infusionsbesteck mit am Ständer hängt?“ fragt der Kollege aus der Physiotherapie. „Nein“, lautet die klare Antwort vom Pflegepersonal. Fehler gefunden, schnell auf die Liste eintragen, denn schließlich läuft die Zeit. Und so wandern die Blicke durch den Raum, unter die Bettdecke der Patientin und in die Krankenakte im simulierten Stationszimmer. Grünes hat viele Fehler präpariert, die nicht sein dürfen, aber im Alltag vorkommen. Das Team „Superbuddies“, das erste an diesem Vormittag, findet den Großteil in der Kürze der Zeit, aber eben auch nicht alle. Grünes ist gespannt, wie die Teams abschneiden. Sie wird die Listen auswerten und bis Ende des Monats auf der Intranetseite die Ergebnisse und die Auflösung veröffentlichen. Dem besten Team winkt eine Belohnung.

Spielerischer Ansatz macht Spaß

Mit dieser Aktion will das St. Marien Krankenhaus den Fokus darauf lenken, wie wichtig die Patientensicherheit in allen Bereichen einer Klinik ist und dass es im Alltag immer wieder Tücken gibt. Nicolai Härtel, stellvertretender Chefarzt der Inneren Medizin, findet es „sehr elegant“, dass diese wichtigen Themen einmal auf solch spielerische Art angegangen werden. Dass das funktioniert, ist schon beim ersten Team zu sehen. So konzentriert sie bei der Sache sind, so viel gibt’s auch zu lachen, weiß doch jeder, dass es eben nur gespielt ist und keine ernste Gefahr besteht. Grünes betont, dass gerade die Kommunikation zwischen den unterschiedlichen Professionen wichtig ist. Nur im Team lassen sich alle Fehler finden, weil jeder anders auf die Situation blickt. Darüber gilt es, sich auszutauschen. Die Devise bei der Behandlung und Pflege müsse sein: “Schweigen ist Silber, Reden ist Gold“, sagt Grünes. Die Themen, über die gesprochen werden soll, sind unter anderem: die Identität des Patienten und eventuelle Schäden an seiner Person, Hygiene, Datenschutz, Krankenhauseinsatzplan, Arbeitssicherheit und die Sicherheit hinsichtlich der Arzneimitteltherapie. Auch Pflegedienstleiterin Mechthild Bader freut sich, dass die Aktion interdisziplinär stattfindet und gemischte Teams gebildet werden. „Wir sind ein kleines Haus und müssen immer wieder über die Stationen und Bereiche hinweg gut zusammenarbeiten“, betont sie. Kritisch wird das Leitungsteam im Nachgang die Listen begutachten, wo sich vielleicht Lücken zeigen und Schulungsbedarf besteht. Damit ein solcher Raum voller Fehler und des Schreckens für die Mitarbeiter im St. Marienkrankenhaus tatsächlich nur ein fiktives Szenario bleibt.

Das Team „Superbuddies“ hats entdeckt: Das Bett ist zu hoch und Blut auf dem Laken. Schnell in die Liste eintragen, denn die Zeit läuft.

Geregelter und sicherer Besuch im St. Marien Krankenhaus per APP

Artikel des Echos vom Montag, 20.07.2020 (Besuch im Lampertheimer Marienkrankenhaus per QR-Code)

Patienten dürfen wieder im Krankenhaus besucht werden. Das gesetzliche Besuchsverbot für hessische Krankenhäuser wurde am 15. Juli geändert. Demnach dürfen die Kranken bis zu zwei Menschen im Patientenzimmer empfangen. Natürlich unter Einhaltung des Mindestabstands und mit Mund-Nase-Masken bedeckt. Aber der soziale Kontakt ist endlich wieder möglich. Der Geschäftsführer des St.-Marien-Krankenhauses, Andreas Hofmann, ist froh: „Vier Wochen lang haben wir nur Besuch auf der Palliativstation zugelassen. Nun ist das Krankenhaus wieder für alle geöffnet.“

Um die neuen Regelungen und die Besucherströme gut koordinieren zu können, musste das Spital ein Hygienekonzept erarbeiten. Um im Falle von Corona die Infektionskette rückverfolgen zu können, ist die Erfassung der Besucherdaten dabei unabdingbar. In Lampertheim hat man daher eine Internetseite angelegt, die an eine App gekoppelt wurde und damit auch problemlos auf dem Smartphone nutzbar ist. Hier können sich die Besucher registrieren. Sie geben dort ihre Kontaktdaten ein, hinterlegen Telefonnummer und Email-Adresse und verknüpfen das Profil auch mit der Fallnummer des Patienten. „Ist man einmal so im System angelegt, erzeugt das Programm einen QR-Code und man kann Besuchszeiten für sich definieren, also quasi digital reservieren, für sich buchen“, sagt der Krankenhaus-Geschäftsführer.

„Wir hätten die Option gehabt, zusätzlich Aufsichtspersonal an den Eingängen zu platzieren. Um aber nicht im Datenwust zu versinken, haben wir uns für eine digitale Lösung entschieden“, sagt Hofmann. Wie die Gastronomen in den ganzen Kontaktzetteln den Überblick behalten, ist dem Krankenhaus-Chef ein Rätsel:

„Was da alles gesammelt und abgelegt wird. Und im Falle von Corona muss das alles dann durchsucht werden.“ Im St. Marienkrankenhaus sei mit derzeit einem Eingang – der zweite ist komplett gesperrt – noch alles recht überschaubar. In großen Häusern mit mehreren Zugängen würde das in einen enormen Papierkram ausarten.

Besucher-Regeln

  • Seit Mittwoch, 15. Juli, gelten folgende Regeln: Ein Patient darf von maximal zwei Besuchern am Tag besucht werden, auch gleichzeitig. Pro Zimmer dürfen immer nur zwei Besucher gleichzeitig anwesend sein. In der ersten stationären Woche darf der Patient zweimal Besuch bekommen. Ab Woche zwei ist täglich Besuch erlaubt. Es dürfen sich maximal vier Besucher für einen Patienten registrieren.
  • Die 1,5 Meter Mindestabstand müssen gewahrt werden. Mund-Nase-Abdeckungen sind zu tragen und die Hände zu desinfizieren. Besuche sind auf eine Stunde begrenzt, sie sind zwischen 14 und 18 Uhr möglich und beginnen zur vollen Stunde. Zutritt ist nur mit Registrierung möglich.
    www.smk.besuchssystem.de
    Sonderregellungen gelten für Seelsorger, behördliche Personen zur Erfüllung hoheitlicher Aufgaben, Besuche im Rahmen einer Behandlung einer Palliativversorgung, Besuche als Sterbebegleitung. In diesen Fällen kann mit dem behandelnden Oberarzt eine erweiterte Zutrittsmöglichkeit vereinbart werden. Telefon: 06206-50 90. (pam)

Mit der digitalen Zugangskontrolle ist ein kontaktloser Check-In und Check-Out am Empfang des Krankenhauses möglich. „Dieser Code kann mit dem Handy vorgezeigt oder auch in ausgedruckter Form mitgebracht werden.“ Mit dieser Eintrittskarte spart sich das Haus lange Wartezeiten und infektionsgefährliche Warteschlangen. Das habe vier Wochen für die Sterbestation gut funktioniert und laufe nun seit Mittwoch richtig an. Auch ältere Menschen hätten keine Probleme.„Meistens gibt es Kinder oder Enkel die bei der Bedienung des Programms helfen, und wird das System erst einmal in der Familie genutzt, funktioniert das auch“, stellt Andreas Hofmann fest. Wer gar nicht computera in ist, der könne sich im Ausnahmefall auch am Eingang helfen lassen. „Das aber wirklich nur, wenn es gar nicht anders geht und zur gewünschten Besuchszeit Kapazitäten frei sind“, mahnt der Krankenhaus-Chef.

Zum Hygienekonzept erläutert Hofmann außerdem: „Wir versuchen, Doppel- oder Dreifachbelegungen der Zimmer zu vermeiden. Aber das ist natürlich nicht immer möglich.“ Da man im Hospital noch immer Betten für Corona-Kranke vorhalten müsse, gebe es nach wie vor Zimmernachbarn. Eine Absprache könne bei der Planung helfen. Aktuell fühlt man sich im Krankenhaus den Auflagen und Anforderungen gewachsen: „Wir haben eine guten Weg für uns gefunden“, glaubt Hofmann.